Seit Mai 2020 hat sich Google mit Core-Updates zurückgehalten. Auch dem Suchgiganten ist bewusst, dass viele Unternehmen in eine unsichere Zukunft blicken und SERP-Schwankungen daher gerade jetzt schwer zu verkraften sind. Das heißt aber nicht, dass das nächste Update nicht schon in der Pipeline steht:
So hat Google am 10. November angekündigt, dass es im kommenden Mai ein weiteres Core Update geben wird, das die „Page Experience“ als Rankingfaktor in den Algorithmus integriert. Zu den vier bekannten Kriterien kommen dabei noch drei Weitere Kennzahlen hinzu: Ladezeit, Interaktivität und Stabilität der Seite – die sogenannten „Core Web Vitals“. Der neue Ranking-Faktor „Page Experience“ soll dann mitentscheidend beim Ranking sein, wenn es mehrere Seiten mit ähnlich großartigem Content gibt. Die Uhr tickt also und wer in diesen Punkten noch schwächelt, sollte jetzt unbedingt mit geeigneten SEO-Maßnahmen vorsorgen, um in 6 Monaten fit für das Update zu sein.
Was sind Core Web Vitals
Die sogenannten Core Web Vitals sind messbare Kennzahlen (Hard Facts) zur Bewertung des Seitenerlebnisses und sollen nachempfinden, was der User auf Deiner Seite erlebt, wenn diese ihm als relevantes Suchergebnis vorgeschlagen werden sollte. Die Bewertung erfolgt dann nach einem Ampelsystem. Die Kennzahlen stellt Dein Lieblings-SEO Dir an dieser Stelle kurz vor:
Largest Contentful Paint (LCP)
Beim LCP wird gemessen, wie lange es dauert, bis auch das größte Element des Hauptinhalts Deiner Seite geladen ist. Geschieht das innerhalb von 2,5 Sekunden (je schneller, desto besser), gibt Google grünes Licht. Bei einer Ladezeit bis 4 Sekunden solltest Du beim Pagespeed nochmal Hand anlegen. Benötigt Deine Seite länger als 4 Sekunden, ist sie bei Google als User „unten durch“… Denn wenn der User etwas so gar nicht mag, dann ist das nun einmal das Warten.
First Input Delay (FID)
Mit dem FID misst Google, wie lange es dauert, bis der Browser auf eine Nutzeraktivität (Interaktion) wie etwa das Klicken eines Buttons oder Links auf Deiner Seite reagiert. Alles unter 0,1 Sekunden gefällt Google. 0,1 bis 0,3 Sekunden gelten als „verbesserungswürdig“ und Reaktionszeiten über 0,3 Sekunden werden abgestraft.
Cumulative Layout Shift (CLS)
Beim CLS handelt es sich um eine Kennzahl zur visuellen Stabilität Deiner Website. Sie bewertet, wie stabil das Layout ist sowie ob und wie stark sich einzelne Elemente dessen während der Nutzung verschieben. Als ideal gilt für diese Kennzahl ein Wert von 0,1 oder niedriger. Ab einem Wert von 0,25 ist Google not amused und zeigt die rote Ampel. Und wie entsteht dieser Wert? Verschieben sich Elemente, sind zwei Werte zu beachten: Impact Fraction (Wie viel Prozent der Website sind von der Verschiebung betroffen?) und Distance Fraction (Größte Distanz, um die sich das Element verschiebt). Diese werden prozentual betrachtet und miteinander multipliziert.
Diese Werte sind jedoch nicht für die Ewigkeit festgeschrieben: Google will die betreffenden Metriken auch weiterhin ergänzen und verbessern. Da hierbei auch die sich ständig wandelnden Erwartungen der Nutzer ausschlaggebend sind, wird Google die Core Web Vitals bei Bedarf auch in diesem Hinblick stetig anpassen.
Wozu braucht man die Core Web Vitals?
Eine Frage, die auch Du Dir sicher beim Lesen des vorigen Absatzes gestellt hast. Die Antwort ist relativ einfach: Die Core Web Vitals sollen für Google etwas schaffen, was mit den bisher zahlreichen Tools und Metriken noch nicht möglich war: eine einheitliche Bewertungsgrundlage für Websites. Denn so hilfreich die verschiedenen Metriken und Tools wie PageSpeed Insights, Lighthouse und Search Console auch sein mögen, Googles Performance-Experte Ilya Grigorik gab zu, dass diese nicht nur Vorteile, sondern auch Probleme mit sich brächten, da sie sich auf unterschiedliche Rankingfaktoren fokussierten. Deshalb habe man sich für drei neue und einheitliche Bewertungskriterien entschieden, um besser nachvollziehen zu können, wie gut Deine Besucher auf Deine Webseite oder Deinen Online-Shop zugreifen können.
Weitere Signale zur Page Experience
Lasset die Hochzeitsglocken läuten: Insgesamt setzt sich die Page Experience aus sieben Kriterien zusammen. Neben den drei neuen Core Web Vitals werden auch die vier bekannten Signale zur User Experience in die Bewertung der Page Experience mit einbezogen und miteinander kombiniert:
Mobile Friendliness
Und noch einmal gewinnt die Mobile-Optimierung, die schon seit 2015 zum Rankingfaktor wurde, an Gewicht. Achte darauf, dass Deine Website auch auf dem Smartphone gut lesbar, unmittelbar verständlich und leicht zu navigieren ist. Da sich die Anforderungen auch hier ändern können, solltest Du die Mobile Friendlyness Deiner Website stetig nachkontrollieren und bei Bedarf zeitnah nachbessern…
Safe Browsing
Sich beim Surfen einen Virus oder Datenklau einzuhandeln, ist natürlich keine schöne Nutzererfahrung. Google achtet deshalb darauf, dass Deine Website keinen schadhaften Code und keine Phishing-Inhalte enthält und gibt andernfalls eine Warnung vor deiner Website aus, die User vor dem Besuch abschreckt.
HTTPS
Wer A sagt, muss auch B sagen: Eine Seite ohne schadhaften Code oder Phishing-Inhalte zu betreiben genügt allein noch nicht aus. Nur wer mit HTTPS-Verschlüsselung arbeitet, kann wirklich von sicherem Datenaustausch sprechen.
Deshalb schreibt auch Google diese seit 2014 vor.
No Intrusive Interstitials
Der siebte und letzte Faktor, der für die Page Experience den Ausschlag gibt, ist das Vorhandensein von aufdringlicher („intrusive“) Werbung, die die Interaktion mit Deiner Website unterbricht („Interstitial“). Befinden sich auf Deiner Seite also zum Beispiel Pop-ups, die den eigentlichen Inhalt Deiner Seite mit Werbung verdecken und erst weggeklickt werden müssen, um die Inhalte ansehen zu können, fällt Deine Page Experience also eher bescheiden aus.
Und jetzt das große „Aber“: Content bleibt König! Rudy Galfi, Produktmanager bei Google, äußerte hierzu: „Großartiger Inhalt wird immer noch der wichtigere Faktor sein und großartiger Inhalt mit einer schlechten Seitenerfahrung kann in der Google-Suche immer noch einen hohen Stellenwert haben.“ Gary Illyes ließ zudem verlauten, dass Googles Ziel die qualitativ hochwertigsten und relevantesten Ergebnisse für die Suchanfragen seiner Nutzer sei, dass aber die Core Web Vitals mit keinem von beidem etwas zu tun haben. Es sei daher „äußerst unwahrscheinlich“, dass diese der „primäre Faktor für den organischen Verkehr“ würden – was aber nicht heißt, dass man sie ignorieren könne!
Core Web Vitals messen
Wo die neuen Web Vitals gemessen werden können? In puncto Tools hast Du weiterhin freie Wahl, denn Google will die Core Web Vitals in alle seine gängigen Analysetools einbinden:
- Search Console
- PageSpeed Insights
- Lighthouse
- Chrome DevTools
- Chrome UX Report
- Web Vitals Extensions für CMS wie WordPress und Co.
Die gute Nachricht: Laut Google bedarf es dafür keiner nennenswerten Performance-Expertise, um die Metriken in den Tools lesen zu können. Schwieriger wird es dann allerdings dabei, angemessene SEO-Maßnahmen abzuleiten und die Website auf dieser Basis zu verbessern.